Anlage in Gold – physisches Investment vs. Papiergold
Im Zuge der Coronakrise gibt es an den Rohstoffmärkten zum Teil dramatische Entwicklungen. So fiel beispielsweise der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Ölsorte innerhalb von nur wenigen Wochen von über 30 auf unter 10 US-Dollar. Demgegenüber gibt es allerdings auch andere Rohstoffe, die sich sehr gut halten oder sogar zulegen können. Dazu zählt insbesondere das Gold, welches seinem Namen als sicherer Hafen in der Krise wieder einmal alle Ehre macht. Anleger überlegen jetzt, ob und wenn ja, in welcher Form sie in das Edelmetall investieren sollte: physische Anlage oder Papiergold? Und ist die Anlage in Gold allgemein sinnvoll? Diese Fragen möchten wir in unserem Beitrag nachgehen.
Gold als Sachwertanlage: diverse Vorteile nutzen
Aus Sicht vieler Experten gehört Gold – ganz unabhängig von der aktuellen Krise – zu den Anlageformen, die in keinem gut strukturierten Portfolio fehlen sollten. Als Sachwertanlage zeichnet sich das Edelmetall durch mehrere Vorteile aus, wie zum Beispiel:
- Gold hat eigenen eigenen Wert (Materialwert)
- Inflationsschutz
- Krisensicherheit
- Seit Jahrhunderten bewährtes Wertaufbewahrungsmittel
- Langfristig und durchschnittlich gute Rendite
- Hohe Liquidität
- Flexibilität
Diese Vorzüge sprechen dafür, dass auch Anleger im Edelmetall Gold eine gute Alternative für ihr Portfolio finden. Wer davon überzeugt ist, muss nur noch die Frage beantworten, ob für ihn eher eine physische Anlage wurde ein indirektes Investment in Edelmetalle infrage kommt.
Was kennzeichnet ein indirektes Investment in Gold?
Beginnen wir mit der möglichen indirekten Geldanlage in Gold. Mit einem indirekten Investment werden Geldanlagen bezeichnet, bei denen Sie den Rohstoff Gold nicht physisch erwerben, also keine Barren oder Münzen kaufen, die Sie anschließend im Banksafe oder in Ihrem eigenen Tresor verfahren. Stattdessen kaufen Sie im Prinzip Rechte, die in Verbindung mit dem Edelmetall stehen. Aus diesem Grund wird oftmals von Papiergold gesprochen, denn tatsächlich besitzen Sie das Edelmetall in diesem Fall nur auf dem Papier. Zu den indirekten Anlageformen in Gold zählen insbesondere:
- Edelmetallfonds
- Gold-ETCs
- Branchenfonds (Aktienfonds)
- Goldaktien
- Zertifikate
Bei den zuvor genannten Anlageformen investieren Sie in Rechte oder Anteile eines Unternehmens, dessen Geschäftstätigkeit wiederum zu einem großen Anteil etwas mit Gold bzw. Edelmetallen zu tun hat.
Edelmetallfonds als geschlossene Fonds
Eine indirekte Anlageform sind zum Beispiel die sogenannten Edelmetallfonds. Damit sind geschlossene Fonds gemeint, die ein bestimmtes Projekt finanzieren. Dabei kann es sich zum Beispiel um das Errichten oder den Betrieb einer Goldmine handeln. Solche geschlossenen Fonds gelten als sehr riskant, da das Geld meistens nur in ein Projekt fließt. Andererseits weisen die Edelmetallfonds oft eine sehr gute Rendite auf, sind allerdings aufgrund der Mindesteinlage von durchschnittlich 10.000 Euro nicht für jeden Anleger geeignet.
Offene Fonds als Publikumsfonds und Branchenfonds
Eine weitere Möglichkeit der indirekten Geldanlage in Gold sind offene Fonds, insbesondere in Form sogenannter Branchenfonds. In diesem Fall investieren Sie indirekt in Unternehmen, die in der Edelmetallbranche beheimatet sind. Der Fonds wiederum kauft Aktien dieser Gesellschaften und gibt über sein Vermögen Fondsanteile aus. In Goldaktien können Sie natürlich auch direkt investieren, indem Sie die entsprechenden Wertpapiere an der Börse erwerben.
Physisches Investment in Gold: die bessere Alternative zum Papiergold?
Seit der Coronakrise gibt es am Edelmetallmarkt, insbesondere beim Gold, eine erstaunliche Entwicklung. Diese besteht darin, dass die Nachfrage nach physischem Gold, also nach Goldbarren und Goldmünzen, enorm gestiegen ist. Insbesondere im Vergleich zum sogenannten Papiergold, also den zuvor beschriebenen indirekten Investitionsvorhaben, koppelt sich der Preis für physisches Gold immer weiter ab. Die Nachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen ist aktuell sogar so groß, dass manche Edelmetallhändler ihre Kunden nicht mehr beliefern können.
Zu dieser Situation trägt noch ein weiterer Fakt bei, nämlich dass manche Goldverarbeitungsstätten aufgrund der Coronakrise zum Teil mehrere Wochen schließen mussten. Zahlreiche dieser Verarbeitungsstätten befinden sich in der Schweiz. Zur erheblich gestiegenen Nachfrage kommen demzufolge aktuell Lieferengpässe, was den Preis für physisches Gold weiterhin die Höhe treibt. Für Anleger stellt sich somit einerseits die Frage, ob jetzt noch gute Einstiegskurse beim physischen Edelmetall Gold existieren. Zum anderen geht es darum, wie ein solches physisches Investment überhaupt funktioniert und worin die Vor- und Nachteile bestehen.
Wie investiere ich physisch in Gold?
Wir eingangs bereits erwähnt haben, ist mit einer physischen Anlage in Gold gemeint, dass Sie Barren oder Münzen erwerben. Die Anlage selbst ist sehr einfach und funktioniert insbesondere nach dem folgenden Schema:
- Edelmetallhändler finden (entweder als Geschäft offline oder online im Internet)
- Goldbarren oder Goldmünzen auswählen
- Gegenwert überweisen (Online-Händler)
- Goldbarren oder Goldmünzen werden Ihnen zugesendet
- Alternativ: Lagerung beim Edelmetallhändler
Oftmals müssen Sie sich beim Erwerb physischen Goldes selbst um die Verwahrung der Münzen oder Barren kümmern. Dazu eignet sich insbesondere der Banktresor, denn dort sind Ihre Bestände gegen Diebstahl und weitere Risiken versichert. Eine weitere Aufbewahrungsmöglichkeit ist Ihr eigener Tresor (falls vorhanden). Hier ist das Risiko allerdings höher, nämlich insbesondere in Form eines möglichen Diebstahls oder eines Feuers, welches die Münzen oder Barren vernichten oder zumindest deutlich beschädigen könnte.
Beim physischen Investment kommt noch ein weiterer Faktor hinzu, nämlich die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Insbesondere in der aktuellen Lage ist Differenz aufgrund des großen Nachfrageüberhangs besonders groß. Es kann also passieren, dass Sie zum Beispiel für eine Unze Feingold über zehn Prozent mehr zahlen müssen, als Sie gleichermaßen beim Verkauf erhalten würden. Trotzdem ist die physische Anlage in Edelmetalle äußerst beliebt. Sie halten die Barren oder Münzen selbst in Händen und die Wertentwicklung Ihrer Anlage ist nicht von anderen Faktoren abhängig, sondern ausschließlich von der Entwicklung des Goldpreises.
Fazit: physisches Investment vor allem bei Eigeninitiative eine passende Lösung
Es ist sicherlich nicht jeder Anleger der Typ für ein physisches Investment in Gold. Es gehört dazu eine gewisse Eigeninitiative und zudem müssen Sie sich selbst um die Anlage in Gold und oft um die Verwahrung der Edelmetalle kümmern. Dann profitieren Sie davon, dass die Wertentwicklung Ihrer Anlage ausschließlich von der Preisentwicklung beim Gold abhängt und es keine „Störfaktoren“ gibt. Zudem spricht aktuell vieles dafür, dass sich der Goldpreis beim physischen Investment immer weiter von den Preisen des Papiergoldes abkoppeln wird.
Das sogenannte Papiergold hingegen ist vor allem für Anleger geeignet, denen eine indirekte Anlage in Rechte und Forderungen reicht und die sich oft nicht selbst um das Investment kümmern möchten. Zudem gestaltet sich das indirekte Investment etwas einfacher, denn Sie müssen zum Beispiel lediglich Goldaktien oder Anteile an Edelmetallfonds erwerben, die anschließend im Depot verbucht werden.