Leerverkäufe bei der Gamestop Aktie
Erfahrene Börsianer wissen, dass die Börse zuweilen irrational handelt, teilweise sogar sehr irrational.
Was jedoch seit Tagen bei der Gamestop Aktie passiert, lässt sämtliche Akteure in Staunen zurück. Binnen weniger Tage hat sich der Kurs der angeschlagenen Gaming-Handelskette von unter 20$ auf bis zu 500$ vervielfacht. Verantwortlich hierfür waren dieses Mal nicht etwa überraschend gute Nachrichten oder Ergebnisse, Übernahmefantasien oder ein positives Chartbild.
Nein, es waren lediglich einige Leerverkäufer am Werk, die durch ihr Handeln eine Kettenreaktion ausgelöst haben. Was war genau passiert?
Die Aktie selbst war in den letzten Wochen vermehrt ins Visier diverser Hedgefonds geraten, die mittels Leerverkäufen auf fallende Kurse gewettet haben. Die Gewinne bei derartigen Geschäften ergeben sich aus fallenden Aktienkursen. Aufgrund des Geschäftsmodells, bestehend aus stationärem Handel im Videospiele-Bereich durchaus nachvollziehbar.
Doch dieses Mal war eine Gruppe junger, technikaffiner Börsianer nicht bereit, den Hedgefonds das Feld kampflos zu überlassen. In diversen Foren sprachen sich diese ab und sorgten durch gezielte Käufe der Gamestop-Aktie dafür, dass der Kurs massiv zu steigen begann.
In Folge des enormen Kursanstieges und der drohenden immensen Verluste im Milliardenbereich mussten etliche Hedgefonds ihre Positionen in der Aktie schließen. Die Eindeckung mit Aktien beschleunigte den Anstieg des Papieres noch weiter, ein klassischer short squeeze. Es war das erste Mal in der Geschichte der Wall Street, dass die großen Hedgefonds mit ihren Wetten auf fallende Kurse gegen Kleinanleger verloren haben. Begünstigt wurde dies dadurch, dass das Handelsvolumen in der Gamestop-Aktie als Nebenwert generell eher niedrig ist und dadurch bereits wenige konzertierte Käufe einen Kursanstieg auslösen können.
Gamestop könnte einen Wendepunkt darstellen. Während zuvor die großen Hedgefonds bei ihren short-Attacken fast ausnahmslos erfolgreich waren, mussten sie dieses Mal eingestehen, dass die Masse an Kleinanlegern mit ihrer geschickten Organisation zu mächtig war. Ob dies bei großen Titeln wie beispielsweise Tesla ebenso möglich gewesen wäre, scheint fraglich.
Dennoch bei eher illiquiden Titeln werden short-Anleger in Zukunft zweimal überlegen, ob sie das Risiko eingehen. Im schlimmsten Fall droht die sofortige Insolvenz.