Bayer schüttelt langsam seine Gerichtsprozesse ab
Wir meinen, dass es sich heute wieder lohnt, einen genaueren Blick auf die „BAYER Aktie, WKN: BAY001, ISIN: DE000BAY0017“ zu werfen. Nach einem deutlichen Anstieg bis auf 75 Euro am 24. Juni ist ihr Kurswert sogleich auf ungefähr 66 Euro zurückgefallen, warum diese schnellen Wechsel in diesen Tagen?
Entspannung durch Beilegung von Rechtsstreitigkeiten
Am 25. Juni sackte der Kurs deutlich ab, obwohl endlich mehrere US-Rechtsstreitigkeiten durch einen Vergleich aus der Welt geräumt werden konnten. Aber das ist ein altbekanntes Szenario und ist gewiss der guten alten Börsenweisheit „Sell on good news“ geschuldet. Viele Anleger hatten schon im Vorfeld fest mit dem als positiv zu bewertenden Vergleich gerechnet und daher Bayeraktien massiv gekauft. Die Bestätigung durch den Richterspruch war nun eine gute Gelegenheit, Kasse zu machen.
Der Pharmakonzern, der auch auf dem riesigen Feld der Agrarchemie unterwegs ist, räumte seine rechtlichen Probleme in den USA selbst ein und hat die milliardenschweren Vergleiche öffentlich gemacht. Es geht dabei nach wie vor um das Krebsrisiko durch den Unkrautvernichter „Roundup“, der den Wirkstoff Glyphosat enthält. Bayer gab in diesem Zuge bekannt, dass die gleichzeitige Einigung mit vielen US-Klägern über zehn Milliarden Euro kostet.
Mit dieser Art eines rechtlichen Kompromisses werden ungefähr Dreiviertel der aktuell anhängigen Roundup-Verfahren abgeschlossen. Das sind in etwa 125.000 Klagen, manche davon sind noch nicht einmal formal eingereicht worden. Bayer geht davon aus, dass auch die restlichen Verfahren innerhalb der nächsten Monate zum Abschluss gebracht werden können.
Die Analysten reagieren recht entspannt auf diese Neuigkeiten. Michael Leuchten (UBS) hält ein vorsichtiges Investment in Bayer zum jetzigen Zeitpunkt für durchaus richtig. Stephen McGarry (HSBC) sieht bei Bayer einen Zielwert von 85 Euro als realistisch an. Er hatte übrigens eher mit 20 Milliarden Euro Belastung durch die US-Rechtsstreitigkeiten gerechnet. Falko Friedrichs (Deutschen Bank) ist positiv überrascht darüber, dass gleich drei Dispute auf einen Hieb ausgeräumt werden konnten.
Kurzer technischer Blick auf den Chartverlauf
Seit Mitte März ist ein klarer Aufwärtstrend von 47 Euro im Minimum auf aktuell circa 66,50 Euro zu erkennen, wobei einige Tage zuvor schon ein deutlicher „Fingerzeig“ jenes Kursniveau antippte, das vor der Coronakrise normal war. Wir sehen Kurse um 88 Euro innerhalb der nächsten zwei Monate für durchaus realistisch an.