Allegro geht in Polen ab wie eine Rakete
Ein fulminantes Börsendebüt legte am 12. Oktober die ALLEGRO.EU ZY -,01 Aktie (WKN: A2QEGF; ISIN: LU2237380790) aufs Parkett. Man darf diese Aktiengesellschaft wohl mit Fug und Recht als polnisches Pendant zu Amazon oder Ebay bezeichnen. Sogleich am Montagvormittag schnellte der Aktienkurs an der Warschauer Börse WSE um über 50 Prozent auf 65,60 Zloty in die Höhe, was einem Börsenwert des Unternehmens von mehr als 15 Milliarden Euro entspricht. Damit ist Allegro faktisch das wertvollste polnische Unternehmen. Das Emissionsvolumen beträgt ungefähr zwei Milliarden Euro.
Eine überraschend erfolgreiche Platzierung
Eigentlich ist Allegro schon Ende September an der Börse platziert worden, doch erst seit Montag, den 12. Oktober, sind seine Aktien dort handelbar. Im Zuge seines „Initial Public Offering“ (IPO) hat Allegro 213,5 Millionen Aktien verkauft, also deutlich mehr als ursprünglich geplant. Über die hohe Nachfrage hat sogar das Unternehmen gestaunt.
Informationen zum Unternehmen
Die Allegro-Gruppe mit Sitz in Poznan (Posen) wurde im Jahre 1999 gegründet. Es handelte sich zuerst um ein Online-Handels- und Auktionshaus (allegro.pl), woraus dann schnell das in Polen führende Preisvergleichsportal ceneo.pl entstand. Der Online-Händler wird immerhin von mehr als drei Viertel der polnischen Bevölkerung regelmäßig genutzt.
Die Eigentümer Mid Europa, Cinven und Permira haben Allegro und das Online-Portal Ceneo 2016 für 3,25 Milliarden Dollar von dem südafrikanischen Investor Naspers gekauft. Heute beschäftigt die Plattform circa 2.200 Mitarbeiter und es sind über 117.000 Händler angegliedert. Fast alle haben an dem aktuellen durch den Corona-Lockdown ausgelösten Onlineboom profitiert. Immerhin stiegen der Umsatz in der ersten Jahreshälfte 2020 um ungefähr 52 Prozent auf 1,77 Milliarden Zloty und die bereinigten Gewinne um 28 Prozent auf circa 808 Millionen Zloty, das sind umgerechnet 386 Millionen Euro.
Wofür braucht Allegro so viel Geld?
Zunächst einmal will der Börsenneuling die Einnahmen aus der Emission dazu nutzen, die nicht unerheblichen Schulden abzubauen. Daher ist die Zahlung einer Dividende auch noch nicht geplant. Da sich das Einkaufsverhalten der Menschen durch Corona deutlich verändert hat, verzeichnet die Plattform nun jeden Monat in etwa 20 Millionen Besucher. So liegt Allegros Gewinn derzeit bei fast 65 Millionen Euro, Tendenz stark steigend.
Da nimmt es nicht wunder, dass dieser Börsengang ein ganz großer war und vergleichbar mit jenem der staatlich kontrollierten Versicherungsgesellschaft PZU vor zehn Jahren ist.