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Negative Ölpreise an den Terminmärkten

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Negative Ölpreise an den Terminmärkten – wie konnte es dazu überhaupt kommen?

Der Kursverfall an den internationalen Ölmärkten als Folge der Coronakrise ist dramatisch schnell verlaufen. Weil seit Wochen die Wirtschaft fast zum Stillstand gekommen ist, wird kaum noch Rohöl als Treibstoff der Industrie und Wirtschaft gebraucht. Auch durch den Stillstand der internationalen Luftfahrt ist der Rückgang bei Flugbenzin, dass gleichfalls aus Rohöl hergestellt wird, nahezu auf null gefallen. An den internationalen Ölmärkten konnten sich die Förderländer für Rohöl teilweise nicht auf eine gemeinsame Kürzung der Rohölproduktion einigen, sodass dem Angebot an Rohöl kaum noch Nachfrage gegenüberstand. Doch jetzt kam es am 20. April an den Terminmärkten zu negativen Rohölpreisen. Wie konnte dieser bisher einmalige Vorgang entstehen?

Bis zu minus 37 Dollar je Barrel Rohöl beim Settlement an der amerikanischen Warenterminbörse

Wer als Beobachter das Geschehen an der amerikanischen Terminbörse für den Rohstoff Erdöl beobachtete, hat sich im Laufe des vergangenen Montags verwundert die Augen reiben müssen. Gehandelt wird dort unter anderem der Kontrakt auf Rohöl der Sorte WTI zur Lieferung im Mai 2020. Dieser Kontrakt stand am vergangenen Montag kurz vor dem Ende seiner Laufzeit. Nach Beginn des Handels, der noch zu normalen Preisen startete, rauschte der Preis im Laufe des Handelstages unter die Marken von 20 Dollar, 10 Dollar, 0 Dollar. Was kaum jemand glauben konnte, ist, dass der Kursverfall noch an Dramatik zunahm und die Preise über minus 10 Dollar und minus 20 Dollar zum Settlement auf einen unglaublichen Preis von minus 37 Dollar gefallen sind. So etwas hatte es bisher noch nie gegeben. Was ist die Erklärung für dieses Desaster aus Sicht der Anleger?

Auch der Dow Jones büßt im Sog des Ölpreiscrashs mehr als zwei Prozent an diesem Tag ein

Das, was am 20. April passiert ist, wird vielleicht ein einmaliger Vorgang bleiben. Im Gegensatz zu anderen Märkten ist die Spekulation über Futures an den Rohstoffmärkten keine reine Cash-Spekulation. Bei Termingeschäften auf Rohstoffe findet der Ausgleich am Ende immer noch regelmäßig physisch statt. Das bedeutet, dass am Ende der Laufzeit eines Kontraktes die beiden letzten Parteien verpflichtet sind, das zugrunde liegende Geschäft auch tatsächlich durchzuführen. Dabei ist es unerheblich, ob die eine Partei tatsächlich über das Rohöl und die andere Partei tatsächlich über den Lagerplatz verfügt. Diese Grundbedingung haben viele Spekulanten wohl vergessen, als sie kurz vor dem Erfüllungstermin versucht haben ihre Kontrakte zu verkaufen. Weil niemand die Verpflichtung auf Abnahme des physischen Rohöls eingehen wollte, rauschte der Wert des Futures zum Settlement auf unfassbare minus 37 Dollar ab.
Auch die New Yorker Aktienbörse blieb von diesem beispiellosen Vorgang am Rohölmarkt nicht unbeeindruckt. Der Dow Jones brach an diesem Montag um mehr als zwei Prozent ein.

Wie läuft der Handel mit diesen Futures normalerweise am Erfüllungstag ab?

Bei dem Handel mit Futures auf die amerikanische Rohölsorte WTI handelt es sich je Kontrakt um die Lieferung von 1000 Barrel Rohöl (1 Barrel Rohöl entspricht ungefähr 159 Liter) an den Umschlagplatz Cushing in Oklahoma (USA). In normalen Zeiten ist es kein Problem, da sich an diesem Ort Kapazitäten von 76 Millionen Barrel Rohöl befinden. Doch aktuell sind dort die Lager für Rohöl voll. Weil niemand in der Lage ist 1000 Barrel Rohöl bei sich zu Hause zu lagern, stürzte der Settlement-Preis auf unglaubliche minus 37 Dollar für ein Barrel Rohöl ab.

Diese Entwicklung haben einige Rohstoffanalysten bereits vor Wochen angedeutet. Es sei zu erwarten, dass es bei vollen Lagern auch zu negativen Preisen bei Futures auf Rohöl kommen könnte. Ob es sich bei dem Desaster vom vergangenen Montag um unerfahrene Spekulanten handelte, die von dem Preisverfall betroffen wurden, bleibt offen.

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